ᐅ Bausparvertrag: Sinnvoll oder völlig veraltet? [2022]

Autor: investerino

Bausparverträge gehören nach wie vor zu den beliebtesten Finanzprodukten der Deutschen. Eine bestimmte Summe ansparen und dann ein Darlehen für wohnwirtschaftliche Zwecke erhalten – das klingt doch gut! Aufgrund der Niedrigzinsphase lohnen sich Bausparverträge heute jedoch nur in bestimmten Fällen. Was es mit diesem Produkt grundsätzlich auf sich hat, thematisieren wir in diesem Artikel genauer.

  • Bei Bausparverträgen wird das klassische Sparen mit einem Darlehen für wohnwirtschaftliche Zwecke kombiniert.
  • Bausparverträge werden vom Staat im Rahmen von Fördermitteln bezuschusst.
  • Im aktuellen Zinsumfeld gibt es kaum noch Guthabenzinsen.

Was ist ein Bausparvertrag?

Bei Bausparen handelt es sich um ein beliebtes Finanzprodukt zur Geldanlage. Bausparer kombinieren dabei das klassische Sparen mit einem Darlehen für beispielsweise einen Immobilienkauf.

Bausparverträge werden über Bausparkassen abgeschlossen. Diese bestimmt letztlich, wann es zur Auszahlung des Darlehens kommt.

Mit der Wohnungsbauprämie fördert der Staat das Bausparen. Zudem gibt es noch die Arbeitnehmer-Sparzulage und die sogenannte Eigenheimrente.

Ist ein Bausparvertrag sinnvoll?

Bausparverträge werden zum einen zum Kauf oder Bau von Immobilien und zum anderen für Renovierungen oder Modernisierungen abgeschlossen. Außerdem können Sie folgende Kosten mit dem Darlehen abdecken:

  • Notargebühren und Maklercourtage bei Immobilienkäufen
  • Erschließungskosten eines Grundstücks
  • Heizungseinbau
  • Installation von Photovoltaik-Anlagen
  • Diverse Umbaumaßnahmen

Die aktuell günstigen Zinsen werden bereits bei Vertragsschluss festgelegt und erhöhen sich dann innerhalb der Laufzeit nicht. Gleichzeitig sind Förderungen durch den Staat möglich.

Junge Leute bis zu einem Alter von 25 Jahren könnten ihre Bausparverträge sogar für anderweitige Zwecke flexibel nutzen.

Die Vorteile eines Bausparvertrags lauten wie folgt:

  • Möglichkeit die Bausparsumme zu ändern
  • garantierter Darlehenszins
  • Diverse staatliche Förderungen sind möglich
  • Sie können bei Bedarf Sondertilgungen tätigen

Heute eignen sich Bausparverträge nur, wenn tatsächlich der Bau, der Kauf oder die Renovierung bzw. Sanierung von Immobilien mit dem Darlehen angestrebt wird -sofern die Konditionen stimmen. In einigen Fällen ist ein Bankdarlehen eventuell sinnvoller.

Es lohnt sich nicht das Bausparen als reinen Sparvertrag zu nutzen.

Wie funktioniert ein Vertrag zum Bausparen?

Beim Bausparen zahlen im Grunde gleich mehrere Menschen in einen Topf ein, das Vermögen wird dann verzinst und anschließend erhalten die Bausparer nach und nach ihre Darlehen ausgezahlt.

Konkret gibt es drei Phasen:

  • Sparphase

Nach dem Abschluss des Bausparvertrags zahlt der Bausparer über einen festgelegten Zeitraum eine Bausparrate. Für das Guthaben erhält der Bausparer eine Verzinsung. In der Regel sparen Sie in dieser Phase etwa 40 oder 50 Prozent der Bausparsumme an und können gegebenenfalls Förderungen oder vermögenswirksame Leistungen erhalten. Der Vertrag ist in den meisten Fällen nach 7 bis 10 Jahren auszahlungsbereit.

  • Zuteilungsphase

Nach der Sparphase wird von der Bausparkasse anhand bestimmter Kriterien festgelegt, ob das Darlehen bereits auszahlungsbereit ist. Zu den Kriterien zählen ein Mindestguthaben, eine Mindestlaufzeit und eine explizit berechnete Bewertungszahl.

  • Darlehensphase

Wenn es zur Zuteilung kommt, können Sie das Darlehen abrufen. Ab diesem Zeitpunkt zahlen Sie monatliche Raten ab, um das Darlehen zurückzuzahlen.

Alternativ können Sie auch nur das Guthaben abrufen.

Kann man einen Bausparvertrag kündigen und auflösen?

Bausparverträge können in der Regel mit einer Frist von drei oder sechs Monaten jederzeit gekündigt bzw. aufgelöst werden. Je nach Zeitpunkt der Kündigung müssen Sie damit rechnen, dass gewisse Prämien entfallen.

In der Ansparphase können Sie beispielsweise jederzeit mit einer entsprechenden Frist kündigen und sich ihr Guthaben inklusive der Zinsen auszahlen lassen. Sollten Sie vor Ablauf dieser Frist mit sofortiger Wirkung eine Auszahlung anfordern, wird eine Strafgebühr in Höhe von einem Prozent der Bausparsumme fällig.

Für staatliche Förderungen gibt es in der Regel eine Sperrfrist – wird frühzeitig gekündigt, entfällt der Anspruch und es wird eine Rückzahlung fällig. Eine Rückzahlung der Abschlussgebühren erfolgt nicht.

Befinden Sie sich in der Zuteilungsphase, können Sie zwischen der Auszahlung des Guthabens und der Auszahlung des Guthabens sowie des Darlehens wählen. Hier besteht kein Bedarf einer Kündigung – sie haben alle Anforderungen erfüllt und müssen nur Ihre Wahl treffen.

In der Darlehensphase kann man nicht von einer Kündigung sprechen: Möchten Sie das Darlehen vollständig zurückzahlen, können Sie das jederzeit tun. Damit lösen Sie den Vertrag schließlich auf.

Eine Alternative wäre auch noch der Verkauf Ihres Bausparvertrags an Angehörige oder Dritte. In diesem Fall fällt allerdings eine Pauschale auf den Rückkaufwert an.

Sollten Sie vorübergehend in finanzielle Schwierigkeiten geraten, ist eine Auflösung nicht nötig. Sie können die Zahlung der Sparraten einfach pausieren oder zeitweise senken.

Bausparvertrag auszahlen lassen – geht das?

Für die Auszahlung Ihres Guthabens nach der Kündigung müssen Sie in der Ansparphase in der Regel mit mindestens sechs Monaten rechnen. Bei einer früheren Auszahlung müssen Sie Einbußen hinnehmen, weshalb sich diese Vorgehensweise meist nicht lohnt.

Warten Sie stattdessen bis zur Zuteilungsphase, können Sie das gesamte Guthaben auf einmal auszahlen lassen – entweder mit oder ohne Darlehen. Verzichten Sie auf das Darlehen, erhalten Sie bei einigen Bausparkassen sogar einen Bonus.

Bausparvertrag Zuteilungsreif: Was bedeutet das?

Nachdem wir nun mehrfach von der Zuteilungsphase und von zuteilungsreif gesprochen haben, sollten wir diesen Begriff erklären.

Sobald Bausparverträge zuteilungsreif sind, bedeutet das nichts anderes, als dass die angesparte Summe, also das Guthaben, bereit ist zur Auszahlung. Dazu müssen die bereits genannten Kriterien erfüllt sein.

Bausparvertrag Rechner: Die wichtigsten Zahlen

Über einen sogenannten Bausparrechner können Sie im Internet herausfinden, welche Tarife zu Ihren Bedürfnissen passen könnten und welche staatlichen Förderungen möglich wären.

Sie geben dort die wichtigsten Daten wie Sparziel, Sparraten, Anlagedauer, Zinssatz etc. ein und erhalten dann eine Übersicht über das mögliche Bausparguthaben, das Bauspardarlehen und die Gesamtsumme.

Im Anschluss könnten Sie zudem bei einigen Anbietern direkt Angebote verschiedener Bausparkassen anfordern.

Bewertungszahl Bausparvertrag – was ist das?

Wie bereits erwähnt, wird in der Zuteilungsphase eine bestimmte Bewertungszahl berücksichtigt, um die Entscheidung über die Zuteilungsreife des Guthabens zu treffen. Diese Zahl definiert, wann Sie ein Darlehen beanspruchen können. Die Berechnung erfolgt in regelmäßigen Abständen.

Kriterien sind dabei die Höhe des Sparguthabens, die Regelmäßigkeit der Sparleistungen, die Laufzeit des Vertrags und die Liquidität der Bausparkasse.

Bausparvertrag Zinsen – wann lohnt sich sparen?

Aktuell liegen die jährlichen Guthabenzinsen für Bausparverträge bei 0,01 bis 0,25 Prozent je nach Bausparkasse, während die Darlehenszinsen zwischen 1,23 und 3,19 Prozent pro Jahr variieren. Die hohen Zinssätze bilden jedoch eine Ausnahme und die 0,01 Prozent haben eher Symbolcharakter. Bei neuen Bausparverträgen können Sie im Grunde keine nennenswerten Zinsen erwarten.

Wie bereits erwähnt, lohnen sich Bausparverträge heutzutage daher nur, wenn mit dem Darlehen auch tatsächlich ein Bau-, Kauf- oder Umbauvorhaben angedacht ist. Dies gilt vor allem dann, wenn kein Bankkredit möglich ist oder die Konditionen dieser Kredite schlechter sind.

Bausparvertrag Vergleich

Folgende Anbieter für Bausparverträge gibt es – wir nennen Ihnen auch jeweils Beispiele für deren Tarife:

LBS Bausparvertrag

Es gibt insgesamt acht Landesbausparkassen (LBS) mit unterschiedlichen Tarifen. Bei der LBS Ost finden Sie beispielsweise zwei sehr beliebte Tarife:

  • Classic20 F8: Guthabenzins 0,05 %, Darlehenszins 0,95 %, Abschlussgebühren 1,6 %
  • Classic20 Plus F: Guthabenzins 0,01 %, Darlehenszins 1,65 %, Abschlussgebühren 1,6 %, Junge Leute Bonus von 50 Euro

Bausparvertrag Schwäbisch Hall

Die Schwäbisch Hall hat zum Beispiel folgende Tarife im Angebot:

  • FuchsImmo XP/WP: Guthabenzins 0,01 %, Darlehenszins 1,55 %, Abschlussgebühren 1,6 %
  • FuchsStart XY: 200 Euro Bonus bis zum 21. Lebensjahr, Ansparphase von 6 ¾ Jahren, Zinsen 0,01 % und 0,24 %

Bausparvertrag/Baufinanzierung Sparkasse

Bei den Bausparverträgen kooperiert die Sparkasse mit der LBS.

Bei der Sparkasse gelten folgende Konditionen für eine Baufinanzierung:

  • Effektiver Zins ab 2,78 %, Gebundener Sollzins ab 2,75 %

BHW Bausparvertrag

Die verschiedenen Tarife der BHW enthalten folgende Konditionen:

  • Guthabenzins 0,10 %, Darlehenszins 1 – 2,35 %, Abschlussgebühren 1,6 %, ggf. Junge Leute Bonus

Riester Bausparvertrag

Folgende Zulagen erhalten Sie bei Wohnriester Bausparverträgen:

  • 175 Euro/Jahr pro förderberechtigte Person, 185 Euro/Jahr je vor 2008 geborenem Kind und 300 Euro/Jahr je nach 2008 geborenem Kind

Debeka Bausparvertrag

In den Debeka Tarifen sind diese Konditionen inklusive:

  • Guthabenzins 0,10 %, Darlehenszins 1,40 – 2,55 %, Abschlussgebühren 1,25 – 1,60 Prozent

Fazit

Ist in einigen Jahren tatsächlich ein Kauf, Bau, Umbau oder die Renovierung/Modernisierung einer Immobilie geplant, bietet sich das Bausparen mit guten Konditionen auch heute noch an. Im aktuellen Zinsumfeld ist es sinnvoll auch klassische Bankkredite in Betracht zu ziehen.

Zum klassischen Sparen, ohne Darlehen, eignen sich Bausparverträge heutzutage nicht mehr.

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